Datenbestand vom 10. Dezember 2024
Verlag Dr. Hut GmbH Sternstr. 18 80538 München Tel: 0175 / 9263392 Mo - Fr, 9 - 12 Uhr
aktualisiert am 10. Dezember 2024
978-3-8439-0413-1, Reihe Tiermedizin
Susanne Krucker Etablierung und Validierung eines Tiermodells für Hämophilie-assoziierten Gelenkschmerz
147 Seiten, Dissertation Ludwig-Maximilians-Universität München (2012), Softcover, A5
Die Hämophilie stellt die häufigste, schwerwiegende hereditäre Hämostasestörung bei Mensch und Tier dar. In Zeiten moderner Therapiemöglichkeiten, in denen lebensbedrohliche Blutungskomplikationen an Bedeutung verlieren, rücken die sekundären klinischen Komplikationen in den Vordergrund. So können trotz Substitutionstherapie spontane Blutungen, die am häufigsten in synovialen Gelenken auftreten, nicht vollständig verhindert werden. Daher stellen degenerative Gelenkveränderungen die häufigste Morbiditätsursache bei Menschen mit Hämophilie dar. Wie andere degenerative Arthropathien bringt auch die sogenannte hämophile Arthropathie (HA) Schmerzen und Bewegungseinschränkungen mit sich.
Trotz der enormen Bedeutung von Gelenkschmerzen ist dieser Aspekt bisher nur wenig wissenschaftlich untersucht worden. Ziel dieser Arbeit war es daher, den Einfluss von intraartikulärem Blut auf das schmerz-assoziierte Verhalten zu untersuchen.
Hierfür wurde das bereits etablierte Modell der intraartikulären autologen Vollblut-Injektion ins Kniegelenk der Ratte zugrunde gelegt und die injizierten Tiere hinsichtlich des schmerz-assoziierten sowie des motorischen Verhaltens untersucht. Zudem erfolgte am Versuchsende eine histopathologische Befundung der Kniegelenke.
Um der HA des Menschen sehr nahekommende Veränderungen hervorzurufen, erfolgte die intraartikuläre Blut-Injektion mehrmals hintereinander. Zur Abgrenzung dieser Ergebnisse von einmaligen Blutungsereignissen, wie sie auch bei nicht-hämophilen Menschen im Zuge eines Traumas vorkommen können, erfolgten auch einmalige Vollblut-Injektionen.
Des Weiteren wurde der intraartikuläre Effekt einzelner Blutbestandteile untersucht.
Im Zuge der wiederholten autologen Vollblut-Injektion konnten am Versuchstier Veränderungen des schmerz-assoziierten Verhaltens beobachtet werden, die der klinischen Manifestation von Gelenkblutungen beim Hämophilen ähneln.
Die mehrmalige Injektion von Vollblut hatte dabei im Vergleich zu einzelnen Blutbestandteilen sowohl auf das schmerz-assoziierte Verhalten als auch auf die histopathologischen Befunde den deutlichsten Effekt.
Mit dem Versuchsschema der mehrmaligen, intraartikulären autologen Vollblut-Injektion an der Ratte ist es gelungen, erstmalig ein Tiermodell für den Gelenkschmerz bei Hämophilie zu etablieren, das auch der Erprobung neuer Therapieansätze dienen könnte.