Datenbestand vom 10. Dezember 2024
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aktualisiert am 10. Dezember 2024
978-3-8439-0783-5, Reihe Psychologie
Julia Zwick Theory of Mind bei Depressionen – Unterdrückung als Emotionsregulationsstrategie und Gesichtsmimikry als mögliche Mediatoren
145 Seiten, Dissertation Eberhard-Karls-Universität Tübingen (2012), Hardcover, A5
Das soziale Funktionsniveau affektiv erkrankter Patienten weist eine deutliche Beeinträchtigung auf. Als Ursache hierfür wird eine defizitäre Theory of Mind (ToM) diskutiert, welche sich in zwei Prozessstufen unterteilen lässt: (1) die Dekodierung (Decoding) mentaler Zustände aus beobachtbaren sozialen Informationen und (2) die Schlussfolgerung (Reasoning) über mentale Zustände durch die Integration kontextueller Informationen. Die vorliegende Studie untersuchte, inwiefern sich Decoding- und Reasoning-Defizite bei Patienten mit akut und remittiert unipolarer Depression sowie remittiert bipolarer Störung nachweisen lassen. Hierzu wurden deren Fähigkeit zur Emotionserkennung mittels dynamischer Gesichtsreize (Decoding) sowie deren Leistungen im Movie for the Assessment of Social Cognition (MASC), einem Filmtest zur Erfassung sozialer Kognitionen, (Reasoning) überprüft. Durch die elektromyografische Erfassung der Gesichtsmuskelaktivität sollte zudem untersucht werden, ob Decoding-Defizite bei depressiven Patienten auf eine reduzierte Gesichtsmimikry zurückzuführen sind. Weiterhin wurde ein Zusammenhang zur mittels Emotion Regulation Questionnaire (ERQ) erfassten Unterdrückung als Emotionsregulationsstrategie vermutet. Unterdrückende Personen sollten, wenn dies zutrifft, durch das Hemmen emotional-expressiven Verhaltens weniger Mimikry zeigen.
Die Ergebnisse der Studie deuteten u.a. darauf hin, dass nur bedingt Einschränkungen in den Decoding-Fähigkeiten depressiver Patienten vorlagen. Auch hinsichtlich des Reasoning konnten Defizite der depressiven Patienten nachgewiesen werden. Die gefundenen Decoding-Defizite depressiver Patienten ließen sich trotz teilweise bestehender Unterschiede in der Gesichtsmimikry nicht auf diese zurückführen. Auch Unterdrückung wies keinen Zusammenhang zur Gesichtsmimikry auf. Unipolar depressive Patienten im akuten und remittierten Zustand zeigten einen erhöhten Gebrauch dieser Strategie, was die Einbindung eines Emotionsregulationstrainings in therapeutische Prozesse sinnvoll erscheinen lässt. Weitere Forschung mit ökologisch valideren und komplexeren Gesichtsreizen ist nötig, um den Einfluss der Gesichtsmimikry erneut zu überprüfen. Zudem wird ein abweichendes Blickbewegungsmuster als Ursache für Decoding-Defizite diskutiert.